Das wars! Heute ist mein letzter Sabbatical Tag. Morgen geht es zurück an die Arbeit. In die Arbeit geht es leider nicht, denn das Corona-Virus macht uns derzeit einen Strich durch die Rechnung. Seit knapp 2 Wochen hält die Welt den Atem an, ist kurzatmig und ringt nach Luft. Als Folge sind auch in Deutschland alle Aktivitäten auf ein Minimum reduziert, da die Leute zuhause bleiben sollen. Auch Telefonica arbeitet seit knapp 2 Wochen von zuhause aus. Sehr schade, denn ich habe mich doch glatt dabei ertappt, dass ich mich richtig darauf gefreut habe, wieder ins Büro zu gehen und meine lieben KollegInnen alle wiederzusehen.
Mein Sabbatical endet in einer Zeit, die niemand voraussehen konnte. Claire und ich wären, wenn alles in der Welt geblieben wäre, wie es vor Corona war, von Mitte März bis vorgestern in Mexiko gewesen. Eine Reise als Abschluss meiner Auszeit, zusammen und am Meer in der Wärme nochmal in Mittelamerika.
Die Entscheidung, nicht zu fliegen, trafen wir an dem Wochenende, an dem der Bayerische Ministerpräsident ankündigte, dass ab Montag alle Schulen geschlossen würden. Sukzessive wurde das öffentliche Leben heruntergefahren. Tausende von Deutschen Touristen stecken im Ausland fest, davon ca. an die 1000 in Peru, aber auch Chile und Argentinien. Auch mein lieber Freund Dieter steckt mit seiner Reisegruppe in Neuseeland fest und keiner weiß, wann sie nach Hause können. Sie sind nun angewiesen auf die Rückholflüge, die die Deutsche Bundesregierung initiiert hat.
Wäre meine Reise so verlaufen, wie ich es ganz ursprünglich vor hatte, wäre ich Mitte März aus Argentinien zurückgekommen. Oder vielleicht schon etwas früher, gerade noch….oder vielleicht auch gerade nicht mehr, wer weiß das schon.
So kann ich rückblickend sagen, dass alles, wie es gelaufen ist, einen Sinn hatte. Dass mir mein Handy geklaut wurde, und ich erst mal zurück bin, um mit 3 Wochen Verzögerung die Reise in Peru fortzusetzen. Dass ich mich am Machu Picchu verletzt hatte und schließlich auch deshalb Ende Dezember zurück bin und längere Zeit bei Claire verbracht habe, in der wir die Mexikoreise buchten. Dass Claire sich einfach nicht früher freimachen konnte für die gemeinsame Reise. Wären wir schon im Januar/Februar gemeinsam verreist, wäre ich garantiert nochmal alleine losgezogen, vielleicht nach Thailand. Da sitzen jetzt auch noch viele Deutsche fest. Dass Claire im Februar nochmal bei mir in Deutschland war, obwohl der gemeinsame Urlaub kurz bevor stand. Nachdem wir diesen absagten, steht es jetzt in den Sternen, wann wir uns life wiedersehen. Keiner weiß, ob es diesen Flugverkehr noch geben wird, der uns unsere Beziehung so, wie wir sie bisher führten, noch ermöglicht. Dass ich nochmal in der Heimat war, um meine liebe Tante im Heim zu besuchen, was jetzt nicht mehr möglich ist. Dass ich noch zum Langlaufen war im Februar. Und dass ich auch noch eine Woche nach Madeira mit einer Gruppenreise zum Wandern gehen konnte und dort supertolle Leute kennenlernen durfte. Dass das Erdbeben dort keinen Schaden anrichtete, als wir gerade beim Essen saßen.
Ich bin dankbar und demütig, dass ich mein Sabbatical so verbringen konnte, wie ich es tat. Ich bin froh, dass ich es gerade noch vor der weltweiten Änderung der Verhältnisse durch Corona machen konnte. Ich habe viel über mich gelernt, z.B. dass Alleinsein zuhause eingebettet in den Alltag ein anderes Alleinsein ist, als das auf Reisen, wo man etwas erlebt, das man teilen möchte, am liebsten mit der liebsten Person an seiner Seite. Aber auch, dass ich, wenn es drauf ankommt, vieles alleine bewältigen kann, aber nicht muss, Dank meiner Familie und FreundInnen. Und dass es IMMER für ALLES eine Lösung gibt. Und ich bin immer noch selbst über meine Zielstrebigkeit überrascht, mit der ich seit dem Tod meiner Mutter 1993 auf dieses Sabbatical hingespart habe, weil ich mir geschworen habe, dass ich, bevor ich so alt bin wie sie als sie starb, mir einen Lebenstraum erfüllt haben will. Im Juli werde ich dieses Alter erreicht haben, sofern ich mich nicht mit Corona anstecke und kurz vorher noch daran sterbe. Aber ich denke positiv, glaube an das Gute und an eine Kraft, die uns beschützt und lenkt.
Ich wünsche Pachamama, der Mutter Erde, dass auch sie durchatmen und sich nun erholen kann von all den Belastungen, die wir Menschen ihr in den letzten 100 Jahren zugemutet haben. Ich entschuldige mich, dass auch ich mit meinem Reiseaufkommen in den letzten Jahren meinen Teil dazu beigetragen habe. Ich wünsche mir und uns allen, dass wir sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich heil aus dieser Krise kommen und lernen. Lernen, dass nichts selbstverständlich ist. Lernen, dass wir veränderungsbereit bleiben müssen. Lernen, dass wir aufeinander angewiesen sind und gemeinsam ALLES machbar ist.
