Heute sitze ich schon in Arequipa in meinem kleinen Apartment mit Garten, in dem ich heute gefrühstückt habe. Es könnte eine Oase sein. Wenn da nicht das Erziehungsinstitut hinterm Haus wäre. Da die Mauern hier hoch sind und man nirgends reinschauen kann, vermute ich mal anhand der Stimmen, dass es sich um eine Schule mit älteren Kindern handelt. Ich wieder ;-)Also ist ab 07:30 ist die Nachtruhe vorbei. Macht aber nix, ich bin hier langsam an Lärm gewöhnt, zumindest in den Innenstädten und sowieso meist spätestens um 06:00 Uhr wach, wenn ich ausschlafen darf. Meine innere Uhr ist auf die Reisetage eingestellt, denn die Busse oder Ausflugsbusse fahren meist sehr früh los. So wurde ich für meinen Tagesausflug auf den Titicacasee und seine Inseln bereits um 06:40 Uhr in Puno abgeholt. Die Stadt Puno selbst ist nicht so prickelnd, sie ist wohl eher die natürliche Station auf der Reise nach Bolivien. Ansonsten habe ich mir sagen lassen, dass es in Copacobana, welches bereits auf der bolivianischen Seite des Sees liegt, recht schön sein soll. Kann man ja immer nochmal machen;-) Los ging es im Regen. Ich hatte die Tour kurzfristig 2 Tage vorher über Getyourticket gebucht und hatte richtig Glück mit den 3 weiteren Teilnehmern, einer israelische Familie, Mutter und Vater so in meinem Alter mit ihrem jüngsten 26-jährigen Sohn. Wir haben uns im Laufe des Tages angefreundet und gingen nach dem Ausflug noch zusammen eine schönen peruanischen Kaffee trinken. Es hatte sich herausgestellt, dass der Junge sehr gern in Berlin ist, weil er die Gay-Szene dort liebt. Als er das erzählte, war der Damm total gebrochen, und die Einladung, mich ihnen später noch zum Abendessen anzuschließen, habe ich natürlich nicht ausgeschlagen. Es war ein super netter Abend und wir haben viel gelacht, der Vater, Yaron, war ein echt witziger Typ! Der Titicaca-See ist über über 8000 km2 groß und man kann von Puno aus Bolivien leider erst mal gar nicht sehen. Alle sichtbaren Berge sind noch peruanische Berge. Puno und der See liegen auf 3820 hm. Es gibt sehr viele Inseln im See, allerdings kann man von Puno nur wenige besuchen. Auf unserer Tour waren es die Schilfinseln der Uros, sowie Taquille Island, die einzige Insel, auf der die Quechua noch die alten Traditionen aufrecht erhalten. Die Schilfinseln der Uros sind insgesamt 91 an der Zahl. Sie werden tatsächlich aus Schilf gebaut und schwimmen, haben keinen festen Untergrund, aber sie werden im See verankert, damit siex nicht total davontreiben, wenn mal ein Sturm kommt. Die Schilfschicht, auf der die Hütten – auch aus Schilf, natürlich – stehen, wird einmal jährlich erneuert. Bei maximal 4 Metern ist Schluss, dann sinkt die Insel, dh., es wird eine neue gebaut. Wenn es Streit bei den Bewohnern gibt, wird die Insel mit einer langen Säge einfach durchgechnitten und die Streithammel sind getrennt. Die Uros wurden einst in Bolivien von den Inkas vertrieben und flüchteten sich auf Boote aus Schilf, auf denen sie wohl lange Jahre lebten, bis sie anfingen, die Inseln zu bauen. Dass sie dort, in einer Bucht vor Puno, wo das Schilf vorkommt, noch leben, ist der Tatsache geschuldet, dass sie keine Steuern zahlen müssen. Die Kinder rudern jeden Tag mit dem Boot 40 Minuten nach Puno in die Schule und 40 Minuten zurück. Manche größere Kinder separieren sich und gehen nicht mehr auf die Inseln zurück, bleiben lieber in der Stadt und wohnen dann mit 5,6 Leuten in einem Zimmer. Immer noch lieber, als auf der Insel. Guggt Euch die Bilder an und Ihr wißt, warum. Der Junge mit dem weißen Oberteil ist 23 und der Präsident der Insel, die wir besuchen durften. Die alte Frau auf dem Bild ist 50 Jahre alt 😳, der Präsident und das kleine Mädchen mit 8 Jahren sind ihre Kinder. Die andere Frau auf den Bildern ist des Präsidenten Eheweib. Die Präsidenten werden gewählt und bestimmen, welche Inseln am jeweiligen Tag von den Touristenbooten besucht werden dürfen.
So wird die Insel gebaut
Weiter ging es zu Taqille Island. Dort leben ca 2000 indigene Quechua, die noch die alten Traditionen bewahren. Die Rollenteilung aber gibt es in der Form nicht, dort machen die Paare alles zusammen. Felder bewirtschaften und die Versorgung der Familie sicherstellen, ist Gemeinschaftssache. Die Frauen spinnen die Wolle und ! die Männer stricken!!! Die Bewirtschaftung findet noch immer auf Terrassen statt, die vor den Inka bereits dort entstanden sind. Die Inka waren ja erst im 16. Jhdt zugange, die Terrassen wurden schon viel vorher angelegt. Der Guide hat uns auch die Quinoa-Pflanzen gezeigt, die dort kultiviert werden, oder die wilde, sehr intensive Minze (Muña), Kartoffelfelder und den Gemüseanbau. Beim Vorbeigehen sah man auf einem Feld einen Mann und einen Frau die Erde mit der Hand aufhacken. Traktoren gibts dort keine. Dafür ist es sehr schön ruhig auf der Insel. Glück hatten wir dann auch mit dem Wetter und auf der Fahrt nach Taquille Island die der Himmel auf und dann konnte ich verstehen, was die Faszination des Sees ausmacht. Es sind die extrem intensiven Lichtverhältnisse, die die den See und die Natur dort in Szene setzen. Es gab Momente, da war ich wie geblendet von diesem Licht. Leider ist meine Handy-Kamera dafür zu einfach, um das festhalten zu können….die kleine Yutomatikkamera, die noch nochndabei habe, ist etwas besser, aber diese Bilder kann ich leider nicht hochladen. Vielleicht bekommt Ihr ja dennoch noch einen guten Eindruck.
Auf dem Boot zum Mittagessen.. brr….kalt….warum sind mir nur immer alle Hüte zu groß?;-)
Dann ging es weiter zu einem Mittagessen auf einer anderen Insel, danach leider wieder zurück nach Puno, wo ich danach noch mit den Israelis unterwegs war.
Am nächsten Tag hatte ich kein Programm und bin einfach so durch Puno gestreunt. Dort bin ich dann zufällig in eine Veranstaltung scheinbar für alte Leute geraten, die ich nicht recht beschreiben kann. Es wurde getanzt, aber daneben in Zelten wurden medizinische Dienstleitungen angeboten und Männern die Haare geschnitten (Frauen haben alle lange Haare und Zöpfe und die typischen Hüte auf.) Ich nehme an, dass es für die Landbevölkerung aus der Umgebung war, denn die Menschen waren zu 90 Prozent in der typischen Kleidung.Außerdem bin ich, auch zufällig, in einem riesigen Markt gelandet, wo ich mich an einer Saftbar erst mal mit einem der wunderbaren frisch gemachten Fruchtsmoothies gestärkt habe und mich mit einem alten Mann auf Kurzspanisch über Deutschland und die Welt unterhalten habe. Früchte gibt es hier in Hülle und Fülle, ein Traum für jeden Smoothie-Lover! Gerne auch mal mit Coca-Blättern gemixt.. schmeckt lecker. Übrigens ist der Cocatee von Cusco bis Puno und weiter hier Grundnahrungsmittel, angeblich soll er gegen auch die Höhenkrankheit helfen.
Gestern früh dann ging es dann schon wieder um 08:30 Uhr weiter mit dem Bus von Puno in den Westen nach Arequipa, der weißen Stadt. Die meisten grandiosen Gebäude der Altstadt sind aus weißem Gestein, das in der Gegend abgebaut wurde… oder sogar noch wird? Jedenfalls ist der erste Anblick der Kathedrale auf dem Hauptplatz, sowie der umliegenden weiteren Kirchen und Gebäuden, erst mal umwerfend, wie ich finde. Florenz hat mich fasziniert, aber das Zentrum von Arequipa steht dem meiner Meinung nach in nichts nach. Is halt nur a bissi weit weg für uns..
Blick auf 5000er