Puno 2.0 – Tag 20 – immer noch Arequipa

Noch immer in Arequipa. Es ist 07:15 Uhr und ich sitze, wie jeden Morgen um diese Zeit, mit einer Tasse Tee und einem Stück des besten Marmorkuchens in Peru aus der kleinen Tienda um die Ecke, im Bett. Ich überlege, was ich heute tue, ohne viel laufen zu müssen. Da gibt es leider nicht viel. Klar kann ich von meiner Unterkunft aus, mit der ich absolut happy bin, weil es hier keinen (Durchgangs-)Verkehr gibt und sie somit, bis die Erziehungsanstalt um 07:30 Uhr die erste Sirene heulen lässt, super ruhig ist, für eineuroffuzich mit dem Taxi in die Innenstadt fahren. Oder für 27 euroct mit dem Bus.  Aber: die wichtigsten und interessantesten Museen und Orte habe ich gesehen und mein gesplitteteter 2 Tagesausflug in den Colca Canyon kommt mit dem Ende des Aufenthaltes hier. Ich hatte hier eine Woche eingeplant, um mich einmal etwas zu erholen, zum anderen Zeit zu haben, um mir über den weiteren Verlauf meiner Reise Gedanken zu machen. Denn von hier aus sollte es ja Richtung Chile gehen. Nun ist es so, dass ich schon merke, dass ich mehr Erholungszeit benötige als früher. Vielleicht liegt es auch an der Höhe. Der niedrigste Punkt, auf dem ich mich seit 4 Wochen bewege, liegt auf 2800 hm. Zwar habe ich generell nicht das Gefühl, dass mich die Höhe schlaucht, aber wenn ich das grade so überlege…?! Jedenfalls macht es sich nicht nur auf körperlicher Ebene bemerkbar. Zum einen macht mir seit Machu Picchu mein linkes Knie zu schaffen. Es wird zwar besser, aber ich laufe nicht rund. Zum anderen fühle ich mich manchmal doch etwas alleine. Das habe ich eigentlich so richtig erst wahrgenommen, nachdem ich mit den netten Israelis am Titicacasee zum Abendessen war.Vorgestern war ich dann in Arequipa in einem richtig schönen Restaurant zum Abendessen (siehe Bild unten). Ich war, wie meist, verhältnismäßig früh dran, so gegen 18:00 Uhr. Ich war, wie meist, eine der ersten im Restaurant, und so langsam aber stetig füllte es sich… mit Pärchen und kleinen Gruppen, die sich alle nett unterhielten und lachten und über das Gesehene austauschten. Die in den Reiseführern empfohlenen Restaurants werden natürlich auch von anderen Deutschen besucht. Aber auch von anderen spanischsprechenden Menschen und einige Fetzen kann ich ja verstehen. Und plötzlich war es da, dieses Gefühl von Einsamkeit, inmitten all dieser Menschen. An vielen anderen Tagen vorher hat mir das gar nicht so viel ausgemacht, ich habe ja immer mein Buch dabei und mein Handy, und habe meist während der Mahlzeiten an meiner weiteren Reiseplanung gearbeitet. Aber da hatte ich keine Lust auf Buch, es war eines der besseren Restaurants, wo man das eher nicht so macht und da habe ich aber auch festgestellt, dass ich mich grade gar nicht festlegen kann, wie es weitergehen soll. Tagsüber war ich im Reisebüro und hatte meinen Colca-Trip gebucht und auch die Lodge, so dass bis 26.12. alles klar ist. Was ich auch im Reisebüro besprochen hatte, war, welche Optionen (Bus, Flug) es gibt, um nach Chile zu kommen. Entweder per Bus bis Tacna/Peru, und dort mit Taxitransfer bis Arica/Chile, ca 1h. Dann bin ich ganz im Norden Chiles. Oder per Flug nach Santiago. Der würde spät am Abend ankommen und in Santiago wollte ich eigentlich nicht bleiben. Bräuchte aber dann dort eine Nacht. Und dann? Valparaiso natürlich. Also Unterkünfte dort gecheckt, keine hat mir gepasst. Was ist los, du kannst dich nicht entscheiden. Die Beine tun weh, die Einsamkeit macht sich breit und was willst Du denn in Chile, wenn Du nicht richtig laufen kannst, wenn das mit dem Knie bis dahin nicht besser ist? Chile ist Trekking, und zwar mit Gewicht, Rucksack und so….Da saß ich nun mit meinen Gedanken und beneidete alle anderen, die sich angeregt unterhielten, mittlerweile war das Restaurant voll. Ich ließ mir die Rechnung bringen und ein Taxi rufen und dann fuhr ich zurück in meine Arequipa-Höhle. Dort machte ich mir erst mal ein Bier auf, 0,33 wohlgemerkt. Dann hatte ich diesen Moment und fing an, die Flüge zu checken. Nach England. Und es machte sich ein leichtes Wohlgefühl breit. Aha, dachte ich, das isses. Erst mal zu Claire….Oh je, die billigste Version von Arequipa nach London schien arschteuer. Dann eben von Santiago aus, British Airways, günstig, schnell, weil nonstop… Aber warum denn erst nach Santiago, das muss anders gehen.. Ich war energetisiert… nach 2 h hatte ich es, und noch ohne Claire zu fragen, einfach davon ausgehend, dass sie sich freuen wird, habe ich dann eine Verbindung von A. nach Lima gefunden und eine weitere von Lima über Bogota in Kolumbien nach London, die trotzdem zeitlich machbar ist und auch preislich weit unter dem lag, was ich zuerst fand und was in dieser Zeit zwischen den Jahren fast unmöglich scheint. Dann hab ich einfach gebucht, denn für Euch in Europa war es nachts um 4 und da wollte ich Claire nicht aus dem Bett schmeißen. Gestern dann haben wir geskyped und sie hat sich ein Loch in den Bauch gefreut, dass ich komme. Sie hatte mir dann auch gesagt, dass sie grade überlegt hatte, ob sie vielleicht doch nach Peru kommt, aber für die Vorbereitungen hätte sie doch noch einige Zeit gebraucht… im Regierungsapparat in England ist ja grade sehr viel Bewegung und das trifft sie ziemlich unmittelbar. Da kann man nicht einfach zwischendurch mal schnell Urlaub planen. Um so besser: Ich fliege in Peru am 27.12. ab und lande am 28.12. In London. Da wir ja sowieso geplant hatten, im neuen Jahr dann irgendwo zusammen Urlaub zu machen, passt das jetzt gut.. ich bleibe einige Zeit bei ihr, bis sie weiß, wann sie am besten frei machen kann, und wir starten dann entweder gemeinsam aus London oder oder oder… gut, dass ich flexibel bin und sowieso alles bei mir habe, was ich brauche. Gottseidank gibt es auch einen guten Friseur in Faversham, den brauche ich nämlich langsam…😉 Habe ich meine Reise damit abgebrochen? Ich würde es nicht so bezeichnen, ich wusste ja nicht, was mich erwartet und hatte keine Erwartungen an mich, irgendwas durchziehen zu müssen. Im Gegenteil, ich bin los mit der inneren Erlaubnis, jederzeit das zu tun, wonach mir ist. Ein unbekannter Kontinent, viele Eindrücke. Körperliche Herausforderung. Viel Alleinsein. Die Entscheidung, nach England zu fliegen, ist richtig. Und wenn wir wollen, können wir immer nochmal Richtung Südchile oder Argentinien aufbrechen, wenn mein Knie nach der ‚Auszeit‘ wieder besser ist. Möglicherweise auch gegen Ende des neuen Jahres, es läuft uns ja nix davon. Ich jedenfalls war nicht das letzte Mal in Südamerika! In diesem Sinne: FROHE WEIHNACHTEN, wo immer Ihr seid…….München, Hof, Uganda, Holland, Innsbruck, Kanaren, England, Island, Kassel…….🦙🌲
Alpakasteak mit Quinoarisotto und als Getränk Chicha morada

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