Colca Lodge von oberhalb gesehenHot tubs of Colca Lodge
Am 26.Tag in Peru, welches der 26.12.19 war, wurde ich um 06:30 Uhr aus meiner sehr schönen Lodge im Colcatal abgeholt, um das vorerst letzte Abenteuer meiner Perureise zu erleben. Und wahrlich… von all den grandiosen Sichten und Aussichten hatte ich ja bereits erzählt. Nun sollte es dorthin gehen, wo es angeblich möglich ist, eines der peruanischen Tiere zu sehen, die für die Inkakultur eine sehr große Bedeutung haben. Dort stehen die Schlange für die Weisheit, der Puma für die Schnelligkeit, und der Kondor für die nähestmögliche Verbindung zu den Bergen, sprich zu den Göttern. Nur daraus ist es zu verstehen, warum es fast schon ein göttlicher Segen ist, wenn man ihn aus nächster Nähe sehen darf. Unsere Fahrt führte uns, also den Fahrer, die Tourguide und mich im Kleinbus über eine halbe Stunde aus dem Colcatal zurück in die Berge. Aus der Perspektive von oben weitete sich das Tal und wieder wurde diese großartige Kultur der Terrassenbewirtschaftung sichtbar, die bereits in Zeiten vor Christi Geburt angelegt worden waren. Die folgenden Kulturen nutzten sie natürlich, aber nach den Inkas wurden Bewässerungskanäle angelegt, die es heute natürlich viel einfacher machen, den Feldern die notwendige Feuchtigkeit zuzuführen. Das System der Bewässerungskanäle haben die Eroberer, die Spanier, gebracht. Sie haben Gold und Silber genommen, und Wasser gebracht.
Als wir am Aussichtspunkt zur Beobachtung der Kondore anlangen, ist es ca. 07:30 Uhr. Es ist nicht kalt, aber es bläst ein schneidender Wind. Gut, dass ich meine Daunenjacke sowie Wind-/Regenjacke anhatte, sowie gefühlt ungefähr 635 Alpakamützen eingekauft hatte, von denen ich keine trug, sondern meine neue Basecap, die endlich auch meinem Kopf und meiner Gesichtsgröße passt… alle anderen Leute aus den sich langsam in der nächsten Stunde einstellenden Tourbussen mit Flipflops und Shorts fingen hier an, sich bei den fliegenden Händlerinnen für teuer Geld mit Schals, Handschuhen und Mützen einzudecken, hihihi…denn während sie das täten, saßen meine Guide und ich am besten Fleck des Canyons und sahen den ersten Kondor aufsteigen. Die Freude war riesig, denn mir wurde noch gesagt, dass die Chancen gar nicht so gut stünden, ob die Vögel heute fliegen. Es sei Brutsaison und wegen der Jahreszeit sei die Thermik, auf die die schweren Vögel zum Hochsteigen angewiesen sind, oft nicht ausreichend. Man habe bei dem Trip letzte Woche nach 2 Stunden wieder abziehen müssen, ohne etwas zu sehen.Der eine verschwand und Minuten später stieg er wieder auf. Und noch einer. Und noch einer. Jüngere, Dunklere, dann zwei Ältere dazu, erkennbar an ihren weißen Krägen. Dann verschwanden sie wieder in ihrer Felswand. Dann kamen sie, und weitere kamen, es ging ein Raunen und Staunen wie bei einem Feuerwerk durch die mittlerweile bestimmt 300-400 Leute starke Menge, die auf ca 500m Breite auf verschiedene Aussichtplattformen verteilt waren. Sandra, mein Guide, und ich fingen beim Filmen an, El Condor Pasa zu summen. Es war ein Riesenspektakel, wir konnten bis zu 7 Tiere gleichzeitig sehen, wie sie majestätisch und mit einer schier göttlichen Ruhe lautlos durch die Lüfte glitten. Und wie auf Kommando wurden plötzlich alle Menschen still und beobachteten andächtig die Flug-Vorstellung dieser wunderbaren Vögel.
Als wir nach ausgiebiger Beobachtung gingen, fragte Sandra mich, ob ich noch Lust auf einen kleinen Spaziergang hätte. Hatte ich, ich wollte noch nicht weg. So liefen wir ca. einen Kilometer weiter nochmal in entegengesetzter Richtung am Canyon entlang. Plötzlich rief uns ein etwas weiter entfernter Guide in Begleitung von 2 Touristen etwas zu… mein Guide Sandra forderte mich auf, mich umzudrehen, und da war er… ein junger weiblicher Kondor war auf dem Weg zu uns… sie flog über uns hinweg, vielleicht in 5, 6 Metern Höhe und ließ sich mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt ca 3-4 m von uns auf den Erdboden sinken. Ein Schauer fuhr durch meinen Körper…..fehlte nur noch, dass sie uns mit ihrem Mist gesegnet hätte;-) (nein, das ist nur meine Idee gewesen, dass Kondormist ein besonderer Segen sein könnte;-) Da standen wir nun, ehrfürchtig, mit offenem Mund.. Und kramten nach den Fotoapparaten bzw. Handys..so ein Mist! Ausgerechnet, kurz bevor wir den vorherigen Platz verlassen hatten, hatten die Akkus sowohl in Sandras, als auch in meiner Kamera kurz hintereinander schlapp gemacht, so dass wir nur noch mit dem Handy fotografieren konnten. Ich hatte dummerweise den Ersatzakku nicht mehr geladen. Wir konnten uns bis auf ca 2 m nähern und die Kondorjugendliche nahm fast keinen Anstoß, es war faszinierend. Ein solches Tier in Freiheit aus der Nähe sehen zu dürfen.. Sandra stieß einen Dank Richtung Pachamama aus (Mutter Erde), dem ich mich nur anschließen konnte und unbedingt wollte.
Sodann nahmen wir Kurs Richtung raus aus dem Tal, nahmen unterwegs noch zweimamerikanische Familien auf und machten uns auf den Weg zurück. Für mich Richtung Arequipa, wofür ich nach 2h Fahrt an der Kreuzung Richtung Puno/ Arequipa an ein anderes Fahrzeug ‚übergeben‘ wurde. Wieder war ich der einzige Fahrgast.In Arequipa angekommen bezog ich ein schnuckeliges Zimmer in einem Hostel in der Innenstadt. Nach kurzem Frischmachen und Reorganisieren meines Rucksacks ging ich aus, um mein vorerst letztes Abendessen in Peru zu genießen. Es sollte schon etwas Besonderes und Gutes sein, bevor ich abreisen, sozusagen mein Abschiedsgeschenk. Dafür wählte ich ein angebliches Sternerestaurant (namens CHICHA, wie das Maisbier, das in Peru getrunken wird) eines bekannten peruanischen Koches, Ja, die Lage ist toll, weil in der historischen Altstadt in einem weißen Gebäude gelegen (wie auch mein Hostel) und in einem wunderschönen Haus mit Atrium, in dem auch ein Teil des Restaurants untergebracht ist. Ja, das Essen war gut, aber nicht außerordentlich. Ich hatte einen alkohlfreien Cocktail aus verschiedenen Säften und als Gericht Ossobucco. Das Fleisch war superzart, die Beilage ein großes Rösti aus Mais und Linsen, super gewürzt. Die Sauce war sehr üppig und so waren auch die Portion und, natürlich, der Preis. Nicht so üppig war der Service.
Dennoch war ich zufrieden und trottete ins Hotel. Ich wollte früh ins Bett, denn ich war doch etwas platt vom gesamten Reisetag. Morgen früh um 08:30 sollte mich das Taxi zum Flughafen abholen. Das Taxi war pünktlich, und ich für einen Abflug um 11 Uhr sehr früh dran, aber ich wollte endlich am Flughafen sein. Dann kam der Schock: Verspätung meines Fluges von Arequipa nach Lima. Über eine Stunde, sagte man mir am Flughafen. Naja, dachte ich dann, ich habe ja extra mit Puffer gebucht, so dass in Lima genug Zeit bleibt, um mein Gepäck zu holen und erneut einzuchecken. Ich hatte einzelne Flüge mit verschiedenen Airlines gebucht, da wartet keiner auf Dich, wenn Du nicht rechtzeitig am Schalter bist. Im Wartebereich nach einer Stunde dann die Ansage, dass sich der Abflug um weitere 50 Minuten verzögert. Nun wurde es eng: neu geplante Ankunft 13:50 Uhr in Lima… Abflug nach London 16:30… und ich hatte für den Langstreckenflug noch nicht online eingecheckt, so dass sie mich auf dem Schirm hätten… Mist.. also einchecken… kein WLAN.. Mist… mit peruanischer Simkarte dann halt… Mist, das Netz bricht dauernd zusammen… kein Wunder, ca 250 Leute waren jetzt im Wartesaal, der Nachfolgeflug stand schon an und jeder musste ins Netz. Quasi auf den letzten Drücker vor dem Einsteigen konnte ich dann meinen Onlinecheckin für die Langstrecke machen. Gewartet hatte ich mit dem Checkin, weil ich von der Airline vorher eine SMS zu einem mögliche Upgrade in die Businessclass erhalten hatte, und das wollte ich in Lima beim Checkin versuchen. Ich habe es trotzdem versucht, wurde aber abgespeisg mit der Auskunft, die BC sei voll. Naja, lieber im Flieger in Economy als auf dem Boden bleiben… nach Lima will ich so schnell nicht mehr, da beklauen sie einen…😬 Nach 3h Flug nach Bogota und einem angenehmen 3-stündigen Aufenthalt am dortigen Flughafen, ging es dann nochmal 10h weiter nach London. Die Ankunft war pünktlich und mein Schatzl stand auch schon da, um mich mit einem dicken Schmatzer in Empfang zu nehmen. Hach…
Jetzt haben wir ein paar gemütliche Tage verbracht, Silvester in aller Ruhe zuhause gefeiert und nun schreibe ich meinen vorerst letzten Blogeintrag, während Claire von zuhause arbeitet und es draußen regnet, so dass ich gar keine Lust auf einen Ausflug habe. Gestern fuhr ich mit ihrem Auto ans Meer, nicht ohne ihr – und mir – erst mal einen Riesenschock zu versetzen. Ich fuhr nämlich erst mal auf der rechten Seite los… bis ich nach 2 Metern realisierte, was ich da grade tue.. Claire war inzwischen schon von einem halben Herzinfarkt heimgesucht und hoffte inständig, dass ich das Autochen und mich wieder heil nach Hause bringe. Did!🙃Und da es doch schon einige Nachfragen gab: bis wir wissen, wann und wohin wir in den Urlaub fahren, bleibe ich erst mal bei Claire. Je nachdem, wann und wohin wir fahren, dödel ich hier noch in der Weltgeschichte umanand, vielleicht mit dem Zug erst mal nach Brüssel oder Paris, dann irgendwohin weiter oder hoamig zum Badesachen packen (Karibik) oder Winterpelz (Nordlichter guggen)… ich muss ja nix.. und des net gleich..
Ich wünsche uns allen ein gesundes, schönes, gelingendes, erquickendes und erfüllende Jahr 2020!
Euere Beate